Wir freuen uns am Donnerstag den 28.04.2022 um 20:00 Uhr im Kolleg der Gaststätte "La Dolce Vita" in Heldenbergen den
Historiker Erhard Bus zum Vortrag über den "Weinbau in unserer Region" begrüßen zu können.

Entgegen der gängigen Meinung ist der Apfelwein nicht als das ursprüngliche Traditionsgetränk dieser Gegend anzusehen. Seine Zeit brach erst in Folge des Dreißigjährigen Krieges an. Und erst etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte er den Stellenwert, der ihm noch heute von vielen zugesprochen wird.

Verbunden mit dem Aufstieg des Apfelweins war der Niedergang der Weinkultur in und um Frankfurt und Hanau, obwohl schon in römischer Zeit und dann wieder ab dem Frühmittelalter viele Quellen den Weinbau belegen und seine Güte loben. Das Traditionsgetränk unserer Gegend war zunächst über Jahrhunderte der Wein, der hier wuchs, gekeltert und getrunken wurde.

Schon  Erasmus Alberus, Reformator, Dichter und Beobachter seiner Zeit, wusste zur Mitte des 16. Jahrhunderts: „Viel guts Weins wechst im Hanauischen Land.“ Noch rund zweihundert Jahre später gab es, trotz der Kleinen Eiszeit, in einer ganzen Reihe Hanauischer Ortschaften nennenswerten Weinanbau, voran Bergen und Hochstadt. Und noch 1842 bemerkte der Kasseler Historiker Georg Landau: „An den Höhen und in den Fluren von Bergen, Bischofsheim, Seckbach, Hanau, Langenselbold, Erbstadt, Kilianstädten, Marköbel, Nauheim usw. grünen ... Rebenanlagen, welche einen guten, durch sein Feuer sich auszeichnenden Wein liefern.“

Aber Missernten, verursacht durch Rebkrankheiten und die Reblaus, führten zur Umwidmung der Wingerte, die nun meist zu Obstwiesen wurden. Die letzten hanauischen Weinreben dürften wohl kurz nach dem Ersten Weltkrieg am Hang der Naumburg bei Erbstadt gelesen worden sein.

Doch auch die Apfelweinkultur mit den typischen Utensilien wie Bembel, Geripptes und Spoizedeckel ist lange nicht mehr das, was sie einst war. Längst haben Bier und die Massenabfüllung von Apfelwein den Selbstgekelterten weitgehend abgelöst. Lediglich in Sachsenhausen und vereinzelt in anderen Frankfurter Stadtteilen sowie in wenigen Orten des Umlands der Mainmetropole findet man heute noch die für typisch hessisch gehaltenen Apfelweinwirtschaften.

Der Powerpoint-Vortrag will mit zahlreichen Abbildungen und Zitaten an die früheren Trinkgewohnheiten in unserer Region ebenso erinnern wie an Einflüsse, die sie verändert haben.

Erhard Bus (geboren am 2. November 1953) ist ein freiberuflich tätiger deutscher Historiker. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Entwicklung inhaltlicher Vorgaben für Ausstellungen, die Erstellung von Unternehmens- und Ortschroniken, die Abfassung von Beiträgen zur Lokal- und Regionalgeschichte sowie die Durchführung von Vorträgen zu historischen Themen.

Der Historiker verfasste u. a. die Chroniken zur Geschichte der Sparkassen und des DRK in der Region sowie die Ortschroniken von Kleinostheim und Klein-Auheim. Außerdem kuratierte er u. a. die Dauerausstellung im Museum Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt sowie zwei Sonderausstellungen im Historischen Museum Schloss Philippsruhe, Hanau.

Für eine große Anwaltskanzlei in Hanau wirkte Bus maßgeblich an einer Publikation zur Geschichte des Hauses und einer Jubiläums-Ausstellung mit. Außerdem konzipierte er einige Wandtafeln mit Texten und Bildern sowie einer Begleitbroschüre zur Rechts- und Verfassungsgeschichte im Neubau der Kanzlei.

Im Jahr 2018 konnte Bus eine Publikation zur Hanauer Union und in Kooperation mit der „Société Louis Appia“ in Genf eine Ausstellung zum Leben von Dr. Louis Appia, des in Hanau geborenen Mitbegründers der internationalen Rotkreuzbewegung, präsentieren. Im gleichen Jahr erhielt er den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises.

Gegenwärtig arbeitet Erhard Bus an der Stadtgeschichte Windeckens und feilt weiterhin an seinen Powerpoint-Vorträgen vorrangig zur Regionalgeschichte, aber beispielsweise auch zu Themen wie dem Weinbau in früheren Zeiten, dem Dreißigjährigen Krieg, dem hessischen Judentum, der Erhebung von 1848/49 oder dem Ersten Weltkrieg mit seinen Folgen.

Erhard Bus lebt in Nidderau-Windecken und ist Mitglied im Arbeitsausschuss des Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V.